Machen Fernsehen und Süßigkeiten Kinder süchtig? – So kannst du es verhindern

Die Angst vor Sucht führt zum Einsatz von Macht

Es gibt kaum ein Thema, welches Eltern mehr zu beschäftigen scheint als die Angst vor Sucht. Viele Eltern haben Angst, dass ihre Kinder durch den Konsum von Süßigkeiten oder auch durch den Konsum von Bildschirmmedien süchtig werden. Die Angst und Überzeugung, dass der Konsum schädlich ist, ist mitunter so groß, dass viele Eltern, um ihre Kinder zu schützen, bereit sind ihre Macht einzusetzen.

Beim Konsum von Medien sehen die vermeintlich schützenden Maßnahmen dann so aus:

  • Die Zeit, in der Kinder vor dem Fernsehen sitzen dürfen, wird begrenzt
  • Die Zeit, welche Kinder für PC-Spiele haben, wird ebenfalls stark limitiert
  • In manchen Haushalten wird gänzlich auf bestimmte Geräte verzichtet
  • Einige Familien verbieten ihren Kindern ganz, bestimmte Geräte bis zu einem gewissen Alter zu benutzen
  • Digitale Medien werden als Belohnung und Druckmittel eingesetzt. Sie dürfen nur nach Erledigung von Aufgaben genutzt werden. – Erst die Pflicht, dann das Vergnügen!

Ähnlich verhält es sich bei Süßigkeiten:

  • Die Menge an Süßigkeiten im Haushalt wird begrenzt
  • Süßigkeiten werden außer Reichweite der Kinder verwahrt
  • Bekommen die Kinder Süßigkeiten geschenkt, werden diese weggeschmissen, eingeteilt oder weggepackt
  • In einigen Familien erhalten Kinder Süßigkeiten nur dann, wenn sie es sich verdienen oder zu ganz besonderen Anlässen. – Es soll ja die Ausnahme bleiben.
  • Andere Familien wiederum verzichten vollständig auf zuckerhaltige Produkte, aber auch hier betrifft der Verzicht oft nur die Kinder.
  • Durch den Druck einiger Eltern, erlauben viele Kindergärten mittlerweile selbst zu Kindergeburtstagen nicht, dass das Geburtstagskind mit einem Kuchen gefeiert wird…

Der Phantasie vieler Eltern ist bei dem Thema keine Grenzen gesetzt. Die Angst vor Sucht und der legitime Wunsch die eigenen Kinder zu schützen, ist so groß, dass es alles zu rechtfertigen scheint:

  • Fremdregulierung: Die Eltern regulieren den Konsum der Kinder. Sie haben ja mehr Lebenserfahrung und wissen, was den Kindern gut tut…
  • Alterdiskriminierung: Bestimmte Geräte oder Naschereien stehen nur den Eltern zur Verfügung. Schließlich sind die Kinder ja noch im Wachstum…
  • Lügen: „Es gibt keine Schokolade im Haus.“ Aber kaum liegen die Kinder im Bett, werden die Vorräte durch die Eltern geplündert. Oder der Fernseher ist kaputt und läuft wie von Geisterhand wieder sobald die Kinder aus dem Haus sind oder schlafen…
  • Manipulation: „Wenn du brav bist, darfst du auch mal was naschen oder eine Sendung schauen.“ Man muss sich im Leben ja alles verdienen…

Lauter Glaubenssätze also und das, was wir bei unerzogen unter Erziehung und Machtmissbrauch verstehen…

Was wir über Sucht zu glauben wissen

Wir alle sind in dem Wissen aufgewachsen, dass Drogen süchtig machen. Bei Kokain, Heroin oder auch Zucker ist der Grund schnell ausfindig gemacht. Der Übeltäter nennt sich Chemie. Klare Sache. Der Schuldige ist gestellt, wir brauchen uns nicht weiter über Verantwortung und Verantwortlichkeit zu unterhalten. Es war ja die Droge.

Bei Medien wird es ein wenig schwieriger. Da werden die schädlichen Auswirkungen mit der Schnelligkeit der Bilder bei den ganz Kleinen argumentiert und bei den größeren Kindern mit den, in den Augen der Eltern, oft nicht adäquaten Inhalten oder der Ablenkung von den wirklich wichtigen Dingen. Ständig hört man, dass durch den Konsum von Fernsehen & Co. sich das Gehirn verändert. Dass das Gehirn ein plastisches Organ ist, welches sich durch jegliche Erfahrung verändert, wird dabei in der Regel außer Acht gelassen.

Viele Menschen beurteilen außerdem eine intensive Beschäftigung und Auseinandersetzung mit Medien per se negativ. Ein Kind, dass sich mehrere Filme hintereinander anschaut und dabei auch noch vertieft und konzentriert wirkt, kann ja nur süchtig und durch das Gerät verblödet sein. Bilder dazu kursieren ja immer wieder gerne durchs Internet…

Wie entsteht aber Sucht und ist unsere Angst berechtigt?

Unsere anerzogenen und gesellschaftlich geprägten Glaubenssätze sagen uns also, dass Sucht durch ein Suchtmittel entsteht. Das macht, wie so oft bei Glaubenssätze, die Sache sehr leicht: Schuld ist das Mittel. Das Suchtmittel. Dieses gilt es zu vermeiden und zu bekämpfen. Dann ist alles in bester Ordnung. Dann sind unsere Kinder geschützt und das ist ja schließlich unsere Aufgabe als Eltern: unsere Kinder schützen. Egal wie.

Wer wird aber nun wirklich süchtig? Die Antwort ist an sich sehr einfach und naheliegend. Wahrscheinlich habt ihr es bereits gewusst oder wenigstens geahnt: Sucht entsteht überall da, wo Menschen etwas kompensieren müssen, wo ihnen etwas fehlt. Und zwar fehlt es ihnen an Beziehung. An Mensch sein, an gesehen werden.

Es gibt zu dem Thema ein sehr spannendes Experiment des kanadischen Professors Bruce Alexander aus dem Jahre 1970:

Unser vermeintliches Wissen darüber, dass das Suchtmittel der Übeltäter ist, kommt aus Laboruntersuchungen mit Ratten. Dabei wurden Ratten einzeln in Käfigen eingesperrt und ihnen wurde zweierlei Wasser zum Trinken angeboten. Eines davon angereichert mit Drogen. Es stellte sich heraus, dass die Ratten bereits nach kurzer Zeit nur noch das präparierte Wasser zu sich nahmen. Daraus ergab sich das Erkenntnis, dass bestimmte Mittel binnen kurzer Zeit süchtig machen.

Was wurde aber dabei außer Acht gelassen? Diese Ratten waren alleine. Sie waren einsam. Die Studie gab dem Kontext der Laborratten während der Untersuchung keinerlei Relevanz.

Professor Bruce Alexander sah das anders: Der gleiche Versuch wurde später noch einmal durchgeführt. Diesmal waren die Ratten aber nicht allein und in einem kleinen Käfig eingesperrt. Ihnen wurde ein Zuhause gebaut, das ihre natürlichen Bedürfnisse erfüllte und sie waren in einer Gemeinschaft. Diesmal war das Ergebnis deutlich anders und die Ratten entschieden sich für das reine Wasser. In einem gesunden Umfeld und in Gesellschaft von Artgenossen konnte ihnen die Droge nichts anhaben.

Beziehung ist der beste Schutz gegen Sucht

Wenn wir dieser Argumentation folgen, sind Verbote, Fremdbestimmung und Machtmissbrauch unter dem Deckmantel des Schutzes unserer Kinder keine Prävention. Sie sind hingegen genau das, was uns in die Sucht treibt: Sie zerstören die Beziehung zu unseren Kindern.

Die Fragen, die wir uns also stellen müssen, lauten:

  • Muss mein Kind etwas kompensieren?
  • Bin ich präsent und achtsam?
  • Bin ich in Beziehung zu meinem Kind?
  • Bin ich in meiner Verantwortung für unsere Beziehung zueinander?
  • Begegne ich meinem Kind mit Respekt?
  • Und gebe ich meinem Kind die Möglichkeit seine Welt in einer geschützten Umgebung zu entdecken?
  • Gebe ich meinem Kind Zugang zu Alternativen, die es selbstbestimmt wählen kann?
  • Bin ich da, wenn es Fragen hat?
  • Und kann es angstfrei seine Wünsche äußern und Interessen ausleben?

Wenn wir diese Fragen mit ja beantworten können, dann glaube ich aus tiefstem Herzen, dass wir unseren Kindern einfach vertrauen können. Dann brauchen wir keine Erziehung und keine künstlich geschaffene Welt. Dann brauchen wir unsere Kinder nicht zu manipulieren, belügen und über sie zu bestimmen. Dann dürfen wir vertrauen. In unsere Kinder und in unsere Beziehung zu ihnen.

Wenn wir aber denken, dass unsere Beziehung ungesund ist, unsere Kinder sich fremdbestimmt, nicht angenommen oder verwahrlost fühlen, dann sage ich: Lasst uns an uns selbst arbeiten und in Beziehung gehen. Lasst uns uns selbst fragen, was wir brauchen um zu vertrauen.

Unseren Kindern ihre Kompensation wegzunehmen, kann nicht die Lösung sein. Lasst uns ihnen zeigen, dass sie nichts zu kompensieren brauchen, weil wir da sind. Weil sie geliebt und angenommen werden. Das gilt nicht nur für TV oder tablet. Das gilt nicht nur für Süßigkeiten oder Spielzeuge („Spielzeugfreie Zeit“). Dies gilt auch für Bücher, „schädliche“ Beziehungen sowie allen anderen Dingen, mit denen Menschen etwas kompensieren können…

Leidenschaft oder Sucht?

Wir scheinen außerdem immer wieder zwei Dinge zu verwechseln: Leidenschaft und Sucht. Wenn dein Kind oft und ausgiebig am PC spielt oder fernsieht, dann kann es sein, dass es schlicht Spaß hat. Es lernt dabei viele neue Dinge. Sowie andere Kinder oder auch das selbe Kind mit viel Spaß und Leidenschaft malt oder Fußball spielt. Und manchmal ist es auch nur eine Phase, die ausgelebt werden will…

Vielleicht geht es auch dir so, dass du bestimmte Dinge gerne und sogar exzessiv tust. Fitnessstudio, Yoga, mit der Freundin telefonieren, lesen oder womöglich bei Facebook abhängen. Wir neigen dazu, Dinge, die uns Spaß machen zu verteufeln. Wenn wir etwas ausdauernd und wiederholend tun, werden gleich die ersten Stimme laut, dass man die Dinge in Balance halten muss und dass viel von etwas per se ein zu viel davon ist. Seltsamerweise gilt diese Regel im Beruf nicht. Monotonie und Spezialisierung prägen hier das Bild.

Es ist ein Bedürfnis des Menschen sich zu unterhalten und zu entspannen und all diese Dinge – Bildschirmkonsum, Sport, Lesen oder telefonieren –   können tolle Strategien dafür sein. Sie können und dürfen gleichberechtigt nebeneinander stehen. – Bücher und Fernsehen. Sport und Internet. 

Und vielleicht bist auch du so ein oder eine GeniesserIn und magst manchmal einfach ein wenig naschen oder des Geschmackes wegen etwas essen. Das Leben darf auch einfach mal genossen werden. Einfach so. Weil man ist.

Menschen werden nicht aufgrund eines Mittels süchtig. Menschen werden süchtig, weil sie einsam sind. Innerlich. Weil ihnen keine Menschlichkeit begegnet. Weil Bedürfnisse nicht gestillt werden. Weil Beziehung fehlt.

Geh in Beziehung zu deinem Kind! Das ist der beste Schutz gegen Sucht!

 

Diesen Artikel habe ich erstmalig auf Die Physik von Beziehungen publiziert.

Sucht ist nur ein Teilaspekt in der Auseinandersetzung mit dem Thema digitale Medien und Süßigkeiten. Im Grunde, geht es um Selbstregulation, Vertrauen und Begleitung. Aber eben auch um Schutz und Angst. Dazu werden hier auf Elternmorphose.de weitere Artikel erscheinen. Willst du darüber informiert werden und allgemein weitere Inspirationen für ein bedürfnisorientiertes Leben und deinen Transformationsprozess erhalten? Dann trage dich für meinen Newsletter ein und like meine Facebook-Seite!

Aida S. de Rodriguez

27 Comments

  • liko

    Reply Reply 30. Juni 2016

    toller Artikel!
    Mein Kind (3 Jahre) möchte gerne Fernsehn wenn es müde ist, ich nicht genug Zeit habe und es aber gerade eine Pause braucht, wenn es gestresst ist und es sich ausruhen will. Eigendlich müsste ich eine alternative anbieten wie ZB Buch vorlesen oder Kuscheln, ich schaff es aber nicht immer, dann schaut mein Kind Fernsehn, und ich habe irgendwie ein total schlechtes gewissen. Bei den Süßigkeiten bin ich entspannter…

    • Polly Esther

      Reply Reply 3. Juli 2016

      Aber warum hast du ein schlechtes Gewissen? Dein Kind sorgt gut für sich und ihr werdet doch auch noch andere Dinge tun als Fernseh gucken?!

    • Aida S. de Rodriguez

      Reply Reply 27. Juli 2016

      Hallo Liko,

      ich denke, es ist vollkommen in Ordnung, wenn sich ihr Kind selbst zu helfen weiß und für seine Bedürfnisse sorgt.

      Ich würde aber auf zwei Dinge genau schauen: 1. Was genau verursacht mir das schlechte Gewissen? und 2. warum genau habe ich keine Zeit und was bedeutet das genau für mich, mein Kind und unsere Beziehung?

      Etwas verursacht dir ein unangenehmes Gefühl und das ist immer ein Zeichen für „da sollte ich mal genauer schauen“. Und zwar bei mir selbst.

      Alles Gute
      Aida

  • Carmen Haaß

    Reply Reply 30. Juni 2016

    Wieder ein super toller Beitrag!

    Ja, weitere Infos sind sehr gut, damit die alten Glaubenssätze aufgelöst werden können und wir endlich das Leben genießen können.

    Mach weiter so! 😉

    • Aida S. de Rodriguez

      Reply Reply 27. Juli 2016

      Danke dir, liebe Carmen! <3

  • Sabrina

    Reply Reply 30. Juni 2016

    Das Experiment mit den Ratten find ich vom Ansatz her schon gut. Wie jedoch verhält es sich wenn die Ratten in einer artgerechten Umgebung leben, also in einer solchen wo alle Bedürfnisse gestillt u. erfüllt werden, jedoch bereits süchtige Ratten vorhanden sind welche das mit Drogen angereicherte Wasser trinken. Werden dann die noch nicht süchtigen Ratten weiterhin das „saubere“ Wasser trinken o. doch das andere? Wie verhält es sich also mit der Nachahmung? Das würde mich eigentlich am meisten interessieren. Schade dass das Experiment dahingehend nicht weiter entwickelt wurde…

    • Aida S. de Rodriguez

      Reply Reply 27. Juli 2016

      Hallo Sabrina,

      doch, genau das findet statt. hast du schon den verlinkten Text durchgelesen? Genau das wird thematisiert.

      Liebe Grüße
      Aida

  • Claudia

    Reply Reply 30. Juni 2016

    Ich habe alle Süßigkeiten schon immer freizugänglich. Meine Sorge von vollstopfen bis zum GEHT NICHT MEHR war unbegründet. Es wird sich kaum an Süßigkeiten bedient. Dazu muss ich sagen, dass Süßigkeiten nie zur Belohnung eingesetzt wurden.
    Mit dem Handy (TV habe ich nicht) halte ich es genauso. Es gibt Tage da wird es oft benutzt und es gibt Tage da bleibt es liegen und andere Dinge sind viel interessanter.
    Nur wenn das Handy sie davon abhält zum Essen zu kommen o.ä. – also unser Leben bestimmt – dann habe ich es weggepackt. Es ist für mich ein Spielzeug, wie jedes andere. Solange auch andere Spiele gespielt werden, sehe ich kein Problem damit.

    • Aida S. de Rodriguez

      Reply Reply 27. Juli 2016

      Danke, dass du deine Erfahrung mit uns teilst, liebe Claudia! Ich mache da sehr ähnliche.

      Übrigens lasse ich mich von spannenden Dingen, gerne auch mal von anderen Bedürfnissen und Aufgaben ablenken. Da ist es nicht verkehrt, wenn jemanden mich da mal dran erinnert und an die Hand nimmt, aber auch akzeptiert, wenn ich meine Prioritäten dennoch anders setze oder für ein „unden“ sorgt.

      Alles Liebe
      Aida

  • Olja

    Reply Reply 1. Juli 2016

    Danke, der Artikel greift viele wichtige Aspekte auf, wie Belohnung/Tadel etc. Lässt aber außen vor die menschliche Entwicklung. Früher hatten die Kinder ebenfalls ein Bedürfnis nach Süßem, nur wurde dieser durch Beeren, Früchte etc.gestillt und heute wird dieses durch industriell hergestellte Lebensmittel gestillt. Also das Bedürfnis nach Süßem hat schon immer existiert. Des Weiteren macht der Industriezucker süchtig, siehe eine Reportage von Arte, die Zuckerlüge. Also man kann das Verlangen des Kindes nach was Süßem nicht nur von der Beziehung zwischen den Eltern und den Kinder abhängig machen (auch wenn es natürlich auch mit beeinflusst).

    • Aida S. de Rodriguez

      Reply Reply 27. Juli 2016

      Hallo Olja,

      vielen Dank für die Rückmeldung.

      Der Artikel basiert auf Erkenntnisse zur menschlichen Entwicklung. Wir Menschen leben nicht mehr in der Steinzeit. Das ist wohl wahr. Aber genau das macht uns und Evolution ja auch aus: unsere unglaubliche Anpassungsfähigkeit. Woran wir uns allerdings rein ethisch und moralisch anpassen wollen, sei mal dahingestellt. Ich denke hierbei an Resilienz.

      Ich bin der festen Überzeugung, dass Sucht nicht durch ein Mittel, sondern stehts durch ein Mangel ausgelöst wird. Es ist ein Symptom, das Mittel eine Strategie zur Bewältigung des Defizits. Die Ursache liegt aber woanders und zwar auf der Beziehungsebene, in der Regel ausgelöst durch ein Trauma, welcher Art auch immer. Dazu gehört auch Erziehung und die dafür genutzten Methoden.

      Außerdem habe ich so meine Schwierigkeiten mit der Paranoia um Zucker. Unser Gehirn braucht Zucker. Die Kritik an Zucker gilt eigentlich dem weißen, raffinierten Zucker und da eigentlich auch noch einigen der Methoden wie dieser gewonnen und verarbeitet wird. Es ist also viel differenzierter. Ein Überkonsum an Zucker kann (muss nicht) toxisch wirken, aber hier sprechen wir von großen Mengen. Ein dauerhafter erhöhter Konsum kann den Organismus belasten, dies wiederum Organe schädigen durch Fettleibigkeit und die dann dadurch möglicherweise ausgelöste Diabetes. Es ist eine lange Verkettung bis aus etwas, was wir benötigen, eine Schädigung entsteht.

      Viel wichtiger finde ich da die Sensibilisierung darauf, wo überall Zucker enthalten ist. Eltern, die auf eine gesunde Ernährung achten, brauchen sich idR nicht um die Nascherei ihrer Kinder zu sorgen. Sie sollten lieber auf ihr Ess- und Kochverhalten achten und darauf den Kinder tatsächlich eine Alternative greifbar und kindgerecht anzubieten.

      Alles gute
      Aida

  • Frau E.

    Reply Reply 29. August 2016

    Liebe Aida,

    erst einmal ein großes Dankeschön für all die Zeit und Arbeit die Du in Deinen Blog steckst. Ich finde Deine Artikel sehr inspirierend und sie helfen mir dabei mich und mein Handeln immer wieder zu reflektieren.

    Folgende (Schlaf-)Situation macht mir seit einigen Wochen zu schaffen.
    Unser jüngstes Kind (11 Monate) schläft tagsüber noch im Tragetuch. Momentan ist das vormittags und nach dem Mittagessen der Fall. Schlafdauer ist jeweils etwa ein bis zwei Stunden. In dieser Zeit gehe ich leise in der Wohnung umher (Kind ist geräuschempfindlich). Wenn das Wetter passt gehen wir spazieren.
    Mein Dilemma: Das ältere Kind (bald 4 Jahre alt, geht nicht in den Kindergarten,mehrere Gründe) guckt in dieser Zeit (in den Schlaf finden und Schlafen des Geschwisterkinds) Tablet. Aktuell Sendung mit der Maus. Sie liebt die MausApp. Generell bin ich dem nicht abweisend eingestellt. Aber mir macht es zu schaffen, dass ich sie immer zum Schlaf des Geschwisterchens damit allein lasse. Ich habe auch schon leise Spiele ausprobiert. Aber im Verlauf wird es dann doch meist lauter sodass das Baby wach wird. Außerdem kann ich mich so mit Baby vor dem Bauch nicht so frei bewegen. Ablegen des schlafenden Babys geht (noch) nicht ohne aufwachen.
    In mir kämpft das schlechte Gewissen gegen eine Gelassenheit, die manchmal da ist (es ist ein Abschnitt, es ändert sich, durch die Sendung gibt es auch Inspiration für Themen und Ausflüge…) Ach.
    Wir leben als „Zugezogene“ in einem kleinen Ort, fernab von Freunden und Familien. Unterstützung ist da von dieser Seite nicht möglich (etwa ab und an Betreuung des älteren Kindes vormittags)

    Wie siehst Du die Situation anhand der Beschreibung? Hast Du Rat oder kennst Du Familien in ähnlicher Situation und wie gehen sie mit der Schlafsituation am Tage um?

    Lieben Dank und lieben Gruß
    Frau E.

    • Aida S. de Rodriguez

      Reply Reply 13. September 2016

      Liebe Frau E.,

      ich lese folgendes: dein kleineres Kind braucht deine Begleitung, um in den Schlaf zu finden und eine ruhige Atmosphäre um auch entspannt schlafen zu können. Dein älteres Kind kann diese Zeit gut überbrücken, in dem es sich in der Zeit konzentriert mit etwas befasst, was ihm Spaß macht.

      Meine Frage ist also: Was genau bereitet dir ein schlechtes Gewissen? Ist es die „Angst“ vor digitalen Medien oder hast du den Eindruck, dass es deinem Kind in irgendeiner Weise damit nicht gut geht?

      Zum Thema digitale Medien habe ich bereits einiges geschrieben. Für mich klingt es bei dir nach einer guten Lösung. Schau hier: http://elternmorphose.de/digitale-medien-fuer-kinder-glaubenssaetze-und-aengste-versus-kompetenz-und-selbstbestimmung/

      Alles Gute
      Aida

  • Meli

    Reply Reply 16. Dezember 2016

    Hallo!
    Erstmal. Danke für deinen Blog, der mich schon oft inspiriert hat und mit sicherheit das Leben meiner tochter und das unsriger leichter gemacht und verbessert hat.
    Ich weiß nicht ob wir anonsten „unerzogen“ leben, beim Punkt TV und Zucker hab ich jedenfalls oft Bedenken.
    TV: das stecken ja spezialisten dahinter. Psychologen…. die WErbung machen und Wünsche wecken… Die versuchen das Programm genau so zu getslten,dass die Menschen dran bleiben…. Wenn ich jetzt mal nicht an TV denke sondern einfach so ans Leben und ich wüsste z.B., dass meine Tochter sich regelmäßig mit einem Erwachsenen trifft der vor hat das Kind zu etwas zu verführen, zu manipulieren dann würde ich diesen Kontackt nich tgut heißen…. weist du was ich meine…. Da steckt jemand mit einer Strategie dahinter. Konsum, Wirtschaftswachstum…. Ich habe keine Angst vor Sucht sondern vor Manipulation duch profis
    Beim Zucker hab ich auch zunächst keine Angst dass meine Tohter süchtig werden könnte. Evolutionsbedingt sind wir Menschen einfach nur begeistert von Süßem weil das viel Energie drin steckund süßes i.d.R nicht giftig ist (so mein ich hab ich das zumindest im groben mal gelesen)Viel Zucker verändert aber die Darmflora und ruck zuck vermehren sich eben die „falschen“ Darmbakterien und Pilze…. Hab die Erfahrung selber vereits gemacht weil ich selbst eben sehr gern süß esse. Wenn ich das reduzierte geht es mir besser!
    Außerdem lernt man ja auch einen bestimmten Geschmack zu mögen und wenn man als Kind immer nur Süß isst, denke ich, dass diese Vorliebe eben bleibt. So wie z.B. Asiaten i.d.R. gerne viel scharf essen…

    Summa summarum hab ich eben keine Angst vor Sucht sondern vor den schädlichen Kurzzeitfolgen….

    Tv (also PC, wir haben gar keinen TV) gibts bei uns derzeit erst wenn Dunkel ist. Und Zucker haben wir eh kaum daheim. Wenn sie fragt bekommt sie i.d.R was. und ist mit der Menge dann auch zufrieden.

    100% zufrieden bin ich mit unseren „Regeln“ aber auch nicht…wie befinden uns da noch in einem Prozess…

    Liebe Grüße!

    PS: sorry wegen der (vermutich) vielen Tippfehler…aber wenns schnell gehen muss…. 🙂

  • Irene Knapp

    Reply Reply 20. Januar 2017

    Liebe Aida,

    mit Faszination und Tränen in den Augen lese ich den Artikel. Ich frage mich, ob man das Verhalten zum eigenen Kind auch wieder retten kann?!
    Meine Tochter ist nun 12 Jahre und wir haben täglich Auseinandersetzungen.
    Sie sagt sie war Zähne putzen, stimmt aber nicht. Lügt mich andauernd an, verkriecht sich in ihrem Zimmer, hat kaum Freunde oder besser gesagt so gut wie gar keine, in ihrem Zimmer herrscht Chaos, ständig möchte sie in der Küche was backen und hinterlässt ein Chaos, dass ich eine Stunde lang nur nachräumen muss. Backt und kocht nach ihren eigenen Vorstellungen. Keiner samt ihr möchte es essen und alles wird dann im Müll entsorgt.
    Macht keine Hausaufgaben, tut nichts für die Schule, möchte am morgen gar nicht erst aufstehen….eine Liste die nie zu Ende geht.
    Frech, unfreundlich zu anderen Menschen bis auch richtig beleidigend.

    Ich weiß, dass ich das Problem bin. Aber wie kann man sowas ändern. Sie ist nun 12 Jahre.

    Alles Liebe
    Irene

  • Sabine

    Reply Reply 5. März 2017

    Hallo.
    Ich hatte letztes Jahr einen Artikel von dir über Selbstbestimmung gelesen. Darin hieß es, dass Kinder sich nach einer Übergangsphase instinktiv selbst regulieren.
    Da ich nicht mehr jeden Abend mit meiner Tochter in den Zu-Bett-geh-Kampf treten wollte habe ich ihr erklärt, dass sie jetzt (4 Jahre) selber entscheiden dürfe, wann sie ins Bett möchte. Gleichzeitig habe ich ihr auch erlaubt, über Tablet auf YouTube ihre Kinderserien zu schauen solange sie möchte.
    Ich bin allein erziehend, gehe 50% arbeiten und studiere. Deswegen habe ich ihr erklärt, dass ich jeden Abend ab 20 Uhr an meinem Schreibtisch sitzen und arbeiten muss. Die Zeit davor war ich aber – bis auf Abendbrot vorbereiten – voll und ganz für sie da.
    Nach drei Monaten habe ich das Experiment abbrechen müssen, weil meine Tochter, sobald sie zu Hause war, nur noch am Tablet hing. Es lief eine Folge nach der anderen – egal in welcher Sprache – und sie ging immer erst spät mit mir zusammen ins Bett.
    Ich suchte das Gespräch mit ihr (mittlerweile 5 Jahre alt) und fand heraus, dass es ihr wichtig war, mit mir zusammmen ins Bett zu gehen. Ich habe mich dann also um 19:30 Uhr mit ihr zusammen bettfertig gemacht, mich mit ihr hingelegt und gewartet bis sie eingeschlafen war. Dann bin ich wieder aufgestanden, um am Schreibtisch nun eine halbe Stunde länger zu sitzen und für mein Studium zu arbeiten. Mir ist bis heute für dieses Dilemma keine andere Lösung eingefallen!
    Das Tablet wollte sie nicht hergeben, also habe ich es „aus Versehen“ fallen gelassen als der Akku leer war und behauptet, es wäre kaputt. Nach einem Monat habe ich es wieder an gemacht. Sie darf jetzt morgens beim Anziehen und Frühstücken ihre Serien gucken. Nachmittags will sie weiterhin immer fern sehen. Wenn ich ihr andere Alternativen vorschlage (zusammen spielen, lesen, basteln) lehnt sie es ab oder willigt nur zögerlich ein. Ihr ist es aber am liebsten, wenn wir zusammen auf der Couch sitzen und uns einen film nach dem anderen ansehen, was mir aber nicht wirklich gefällt, weil ich eher der aktive Typ bin.
    Ich würde sie so gerne selbst entscheiden lassen, habe aber durch den ersten Versuch große Angst davor, dass sie in ihrer kompletten Freizeit nur vor Fernseher oder Tablet hängt.
    Ich bin mir voll und ganz im klaren darüber, dass ich sie begrenze, aber komme da einfach nicht aus meiner Haut heraus.

  • Julia

    Reply Reply 5. März 2017

    Ich sehe das Problem beim Medienkonsum gar nicht so sehr in der Suchtgefahr, sondern darin, dass den Kindern die freie Zeit zum aktiven Spiel entzogen wird. Dazu kommt, dass sie auf Ideen und Gedanken gebracht werden (dank youtube ist das heutzutage besonders einfach), die ihrem Erfahrungshorizont noch gar nicht entsprechen bzw die sie noch zu sehr überfordern. Ich möchte, dass meine Kinder möglichst lange eine unbeschwerte Kindheit voller aktiver Erfahrungen haben können.
    Die Einflüsse, die die Medien auf unserer Familienleben nehmen (zB Legofilme = Werbung) finden wir sehr störend, weshalb wir sie auf jeden Fall begrenzen möchten.
    Bei der Begrenzung kommt es natürlich auf die Art und Weise an, wie sie geschieht. Ich erkläre meinen Kindern genau, warum wir das machen und was wir glauben, was Fernsehen mit ihnen macht.
    ich finde es völlig ok, Kindern bestimmte Dinge zu untersagen, weil sie noch nicht über den Erfahrungshorizont verfügen, um bestimmte Dinge beurteilen zu können.

  • Maik

    Reply Reply 24. September 2018

    Hallo,

    ein sehr interessanter Artikel. Vielen Dank dafür. Meine Antwort kommt sehr spät, weil ich jetzt erst auf diese Seite aufmerksam geworden bin. Als Vater von Zwillingen finde ich hier sehr viele Anregungen und Denkansätze, auch wenn wir aktuell nicht immer im hier verstandenen Sinne unerzogen leben. Nichts desto trotz geben mir die Blog-Einträge viele neue Anstöße und Denkansätze.

    Bei zwei Punkten musste ich jedoch stutzig werden:
    >> Fremdregulierung: Die Eltern regulieren den Konsum der Kinder. Sie haben ja mehr Lebenserfahrung und wissen, was den Kindern gut tut…
    >> Alterdiskriminierung: Bestimmte Geräte oder Naschereien stehen nur den Eltern zur Verfügung. Schließlich sind die Kinder ja noch im Wachstum…

    Für Naschereien und Fernsehen kann ich da noch mitgehen. Bei unseren Dreijähigen wird da aktuell auch nicht eingegriffen. Wobei wir sie aber auch nicht aktiv vor den Fernseher setzen. Das Teil ist bei uns eh meist aus.

    Bei den Naschereien wissen die Kinder wo sie sind, gehen aber trotzdem nicht alleine dran. Das hat sich von selbst so entwickelt ohne das wir da irgendwas einschränken mussten oder ihnen verboten hätten dran zu gehen.

    Insofern alles gut.
    Die beiden obigen Punkte erscheinen mir jedoch zu pauschal.
    Nehmen wir z.B. alkoholische Getränke. Unsere beiden würden gerne mal mit Papa ein Bier trinken. Ich kann ihnen aber keinen Alkohol zu trinken gehen (ich hoffe da sind wir uns einig!?). Damit wären wir dann doch wieder bei Fremdregulierung und Altersdiskriminierung.

    Hinzufügen sollte ich vielleicht noch, das das Bier kein Standardgetränk bei uns ist. Aber gelegentlich trinke ich eben mal eins. Ich sehen auch nicht ein, das vor den Kindern zu verstecken. Sie dürfen in meinen Augen schon wissen, das es auch Getränke gibt, die eher für Erwachsene da sind.

    Ähnliche Fragestellung kommt natürlich auch bei anderen Dingen auf. Z.B. Kaffee. Ich hatte jetzt mit dem Alkohol bewußt das krassere Beispiel genommen.

    Grüße

  • Sonja

    Reply Reply 12. März 2019

    Hallo Aida,
    ich finde den Artikel toll. Ich habe mir diesen Artikel schon vor einigen Jahren durchgelesen, als ich vor de Entscheidung stand, ob ich Fernsehen und Süßigkeiten selbst regulieren lassen will.

    Ich habe mich getraut. Die Umstellung hat ein Weile gedauert. Ich bin jetzt total zufrieden, meine Tochter nicht dauernd zu reglementieren. Sie entwickelt sich prima. Ist neugierig, bewegt sich viel, lacht viel.

    Ich schreibe dir eigentlich, weil ich mir erhoffe eine Verbündete zu finden. Ich möchte ebenfalls über das Thema bloggen. Tatsächlich habe ich Angst vor negativem Feedback.

    Ich denke, dass das Thema sehr polarisiert. Wie hast du das erlebt?

    Liebe Grüße,
    Sonja

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