Ich bin immer wieder von der Kraft der Elternschaft fasziniert und von der Bereitschaft von Eltern sich zu transformieren und in einer lebensverändernden Reise zu begeben. Es ist die Liebe zu unseren Kindern, die uns den Weg zurück zu uns selbst ermöglicht und somit auch unsere Selbstliebe aktiviert.
Heute mag ich der Geschichte einer Mutter Raum geben, die mit mir gemeinsam, seit nun mehr vier Jahren, diesen Weg geht. Ein Weg in Beziehung zu sich und den eigenen Kindern.
Mit ihrem Einverständnis, publiziere ich hier ihren Text aus der unerzogen Facebook-Gruppe:
„Diesen Monat etwa, jährt sich mein Beitritt hier [in der unerzogen Gruppe] zum vierten Mal. Was für eine Zeit. Soviel ist passiert.
Ich habe damals lange gebraucht, um hier anzuklopfen. Ich war skeptisch. Ob das so richtig sein kann? Bissel mit […] [einer Administratorin der Gruppe] geschrieben und dann... Joa war ich hier.
Mein Sohn war damals 1,5. Erste "Trotzanfälle" erschütterten meine heile AP-Welt... Und warfen meinen „Erziehungsautomaten“ an. Ich hatte damals hart in meinem Umfeld gekämpft, für die Sicht, ein Baby nicht mit Liebe verwöhnen zu können. Und nun stand ich vor meinem Kind und fürchtete Aufmerksamkeit könnte sein "Verhalten" verstärken.... Aber seine Trauer war echt und berührte mich...
Und so landete ich hier [in der unerzogen Gruppe]. Und langsam aber stetig, und nicht selten schmerzhaft, verabschiedete ich mich nach und nach von der Sicht, ich müsse verhindern, dass mein Kind ein Tyrann wird. Ihr habt mich durch die Autonomiephase von […] [meinem ersten Kind] begleitet, durch die Geburt und Familienfindungsphase von […] [meinem zweiten Kind]. Eine sehr dunkle Zeit. Dann zog ich mich für eine Weile zurück. Musste mich finden. Trennte mich vom Vater der Kids.
Ich dachte viel nach. Über unerzogen und seine Grenzen.
Oder waren es meine?
Über Dogmen. Glaubenssätze. Über gute Mütter. Über Bedürfnisse.
Und irgendwann fand ich mich. Meine Mitte.
Ohne euch und das, was ihr angestoßen habt, wäre das nie möglich gewesen. Der Prozess war schmerzhaft. Ist er noch. Ich bin noch lange nirgendwo angekommen.
[Mein drittes Kind] […] ist in eine andere Familie geboren worden. Dank euch.
Danke.
Mein Leben hat eine ganz andere Richtung genommen. Denn neben all dem schmerzhaften, gibt es hier so viel mehr. Verbindung. Liebe. Freiheit. Vertrauen und Spaß. Ich kann jetzt selbst Konflikte als Bereicherung erleben. Da ich dadurch immer wieder neues lerne. Und die Kids auch.
Danke für 4 Jahre Begleitung.
Danke für ein neues Leben.“
Annika Seidel
Mich haben ihre Zeilen unglaublich bewegt. Es erinnert mich daran, wie schmerzhaft und langwierig dieser Weg sein kann. Daran, dass Veränderung, Annahme und zugleich Loslassen ist. Es macht mir wieder einmal bewusst, dass wir allein der Schlüssel sind und die Kraft haben, unsere aller Welt ein wenig lebenswerter zu machen.
Ich bin dankbar Menschen bei ihrem ganz individuellen Veränderungsprozesse begleiten zu dürfen und immer wieder im Austausch zu sein. Es ist meine Art, meiner Dankbarkeit Ausdruck zu verleihen und das, was die Elternschaft in mir hervorgerufen hat, in die Welt zu tragen.
Eure
Aida
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Foto von Alena Ozerova, bei Fotolia.
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